Mundatmung: Auswirkungen auf die Zahngesundheit

Viele Menschen atmen im Alltag unbewusst durch den Mund. Dies mag harmlos erscheinen, doch Mundatmung kann die Gesundheit Ihrer Zähne und sogar die Entwicklung des Kiefers beeinflussen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Ursachen Mundatmung hat, wie sie Ihren Körper beeinträchtigt und was Sie dagegen tun können.


Was ist unter Mundatmung zu verstehen?

Mundatmung beschreibt die Gewohnheit, Luft hauptsächlich über den Mund statt durch die Nase einzuatmen. Dies geschieht oft, wenn die Nasenatmung behindert ist. Die Nase spielt jedoch eine zentrale Rolle beim Atmen, denn sie filtert, befeuchtet und erwärmt die eingeatmete Luft. Bei der Mundatmung fehlen diese Schutzmechanismen, wodurch ungefilterte und trockene Luft in die Lunge gelangt.


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Ursachen der Mundatmung

Mundatmung kann verschiedene Gründe haben, die oft in gesundheitlichen Problemen oder anatomischen Besonderheiten liegen. Normalerweise funktionieren Mund- und Nasenatmung im Einklang. Doch wenn Sie unter Allergien leiden oder Ihre Nase durch eine Erkältung verstopft ist, neigen Sie möglicherweise dazu, vermehrt durch den Mund zu atmen. Das ist kurzfristig unproblematisch, kann aber bei chronischen Erkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen, Asthma oder langanhaltenden Allergien zu einem dauerhaften Problem werden – insbesondere im Schlaf oder bei leichter körperlicher Belastung.

Auch anatomische Faktoren wie Kieferfehlstellungen, eine verkrümmte Nasenscheidewand oder Polypen fördern die Atmung durch den Mund. Falls Sie schon bei Ihrem Kind eine Tendenz zur Mundatmung bemerken, sollten Sie ebenfalls frühzeitig handeln. Langfristige Mundatmung kann nämlich sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrem Kind zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.


Kurzfristige Folgen der Mundatmung

Auch wenn Mundatmung auf den ersten Blick harmlos erscheinen mag, treten bereits kurzfristig unangenehme Nebenwirkungen auf.

Trockener Mund und Mundgeruch

Durch das Atmen durch den Mund wird der Speichelfluss reduziert. Speichel erfüllt im Mund eine wichtige Funktion, da er Bakterien fortspült und so die Mundflora im Gleichgewicht hält. Ohne ausreichenden Speichel trocknet der Mund aus, was Mundgeruch mit sich bringen kann.

Schnarchen und gestörter Schlaf

Mundatmung ist eine häufige Ursache für Schnarchen. Die Luft, die durch den Mund strömt, bringt das Gewebe im Rachen zum Vibrieren, was die typischen Schnarchgeräusche verursacht. Bei Menschen, die durch den Mund atmen, steigt zudem das Risiko, an Schlafapnoe zu leiden. Dies ist eine gefährliche Erkrankung, bei der die Atmung während des Schlafes mehrfach für kurze Zeit aussetzt​. Diese Atemaussetzer führen zu gestörtem Schlaf und beeinträchtigen die Erholungsphase des Körpers.


Langfristige gesundheitliche Auswirkungen

Die langfristigen Folgen der Mundatmung können schwerwiegender sein, als viele vermuten. Vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, kann sie gravierende Probleme mit sich bringen.

Auswirkungen auf die Zahngesundheit

Wer dauerhaft durch den Mund atmet, riskiert Schäden an den Zähnen und dem Zahnfleisch. Der Speichel schützt die Zähne vor Karies und anderen Erkrankungen. Ohne Speichel erhöht sich die Anzahl der schädlichen Bakterien, was Karies und Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis begünstigt​.

Kieferfehlstellungen durch Mundatmung

Besonders bei Kindern kann die ständige Mundatmung zu einer fehlerhaften Entwicklung des Kiefers und des Gesichts führen. Die Zunge, die normalerweise den oberen Gaumen stützt, fällt bei Mundatmung nach unten, was das Wachstum des Oberkiefers beeinträchtigt. Dies bringt oft zu enge Kiefer mit sich, die nicht genügend Platz für die Zähne bieten​. Fehlstellungen wie ein offener Biss oder ein Überbiss sind typische Folgen​.

Die veränderte Kieferentwicklung beeinflusst nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Funktionalität. Ein fehlerhaft entwickelter Kiefer kann zu Atem- und Sprechproblemen führen, was den Alltag der Betroffenen erheblich einschränkt.

Atemwegsinfektionen

Auch das Risiko für Atemwegsinfektionen steigt, da die Nase ihre Schutzfunktion nicht erfüllt – die Luft wird nicht ausreichend gefiltert und gelangt ungefiltert in die Lunge, was die Schleimhäute reizt und Entzündungen begünstigt.

Folgen für das Herz-Kreislauf-System

Langfristige Mundatmung kann das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen. Durch die ineffiziente Sauerstoffaufnahme bei der Mundatmung sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, was erhöhten Blutdruck und eine Überlastung des Herzens mit sich bringen kann. Diese Faktoren erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Erkrankungen.


Diagnose der Mundatmung

Die Diagnose der Mundatmung erfolgt in der Regel durch einen HNO-Arzt oder Zahnarzt. Zunächst wird ein detailliertes Gespräch geführt, bei dem der Arzt gezielte Fragen stellt, um mögliche Auslöser zu identifizieren. Im Anschluss erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der die Nasen- und Mundhöhle genau inspiziert wird. Der Arzt überprüft, ob anatomische Auffälligkeiten vorliegen, wie beispielsweise eine Nasenscheidewandverkrümmung, Polypen oder vergrößerte Nasenmuscheln, die die Nasenatmung erschweren könnten. Mittels eines Nasenspiegels oder eines Endoskops kann der Arzt tiefere Strukturen der Nase und des Rachenraums untersuchen, um auch weniger offensichtliche Hindernisse zu erkennen.

Der Arzt kann zudem durch einfache Funktionstests, wie den sogenannten Nasenatmungswiderstandstest, prüfen, wie gut die Luft durch die Nase strömt. Ergänzend können bildgebende Verfahren, wie eine Röntgenaufnahme, ein CT oder ein MRT, zum Einsatz kommen, um mögliche Blockaden oder entzündliche Prozesse in den Nasennebenhöhlen oder anderen Bereichen der Atemwege sichtbar zu machen.


Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugung

Die gute Nachricht ist, dass sich Mundatmung in den meisten Fällen gut behandeln lässt. Je nach Ursache gibt es verschiedene Ansätze, um die Nasenatmung wiederherzustellen und damit das Risiko für gesundheitliche Probleme zu verringern.

Temporäre Hilfsmittel

Bei vorübergehenden Ursachen, wie etwa Erkältungen oder Allergien, können Nasenduschen und abschwellende Nasensprays dabei helfen, die Nasenwege freizumachen und die Nasenatmung wiederherzustellen. Nasenduschen spülen Schleim und Allergene aus der Nase und sorgen für eine bessere Durchlässigkeit der Atemwege. Nasensprays wirken durch spezielle Inhaltsstoffe, die die Schleimhäute in der Nase abschwellen lassen, sodass die Luft wieder ungehindert strömen kann. Hierbei sollten Sie jedoch darauf achten, diese Mittel nur kurzfristig zu verwenden, da insbesondere Nasensprays bei längerer Anwendung abhängig machen können. Zudem kann die dauerhafte Nutzung die Schleimhäute schädigen und die Atmung langfristig sogar weiter erschweren.

Operative Maßnahmen

Anatomische Probleme wie eine verkrümmte Nasenscheidewand oder vergrößerte Nasenpolypen erfordern oft operative Eingriffe, um die Nasenatmung dauerhaft zu verbessern. Ein HNO-Arzt begradigt bei einer Septumplastik die Nasenscheidewand, wodurch die Luft wieder ungehindert durch die Nase strömt. Polypen lassen sich entfernen, und auch vergrößerte Nasenmuscheln können verkleinert werden, um den Luftfluss zu verbessern. Solche Eingriffe beseitigen die Ursachen der Mundatmung und verbessern in vielen Fällen nachhaltig die Atemfunktion.

Atemübungen

Atemübungen und myofunktionelle Therapie bieten eine sanfte und wirkungsvolle Möglichkeit, die Mundatmung zu bekämpfen. Spezielle Atemübungen trainieren die Atemmuskulatur und unterstützen die Umstellung auf Nasenatmung. Die myofunktionelle Therapie stärkt die Zungen- und Gesichtsmuskulatur und korrigiert die Zungenposition, um eine gesunde Nasenatmung zu fördern. Diese gezielten Übungen fördern die richtige Atemtechnik und verhindern langfristige Schäden im Kieferbereich.

Mundtaping

Um nächtliche Mundatmung zu unterbinden, empfiehlt sich das sogenannte „Mouth Taping“. Hierbei verschließt ein spezielles Pflaster sanft den Mund, sodass Sie gezwungen sind, durch die Nase zu atmen. Diese Technik hilft dabei, die Nasenatmung zu fördern und den Körper daran zu gewöhnen, nachts keine Luft mehr durch den Mund zu holen. Wichtig ist die Verwendung spezieller, hautfreundlicher Pflaster, um die Anwendung angenehm zu gestalten und Irritationen zu vermeiden.

Mundatmung abgewöhnen

Um die Mundatmung effektiv loszuwerden, empfiehlt es sich, auch tagsüber bewusst auf die Atmung zu achten. Halten Sie eine aufrechte Körperhaltung ein, um die Atemwege offenzuhalten, und setzen Sie gezielt auf Nasenatmung, vor allem bei Stresssituationen. Regelmäßige Atemübungen unterstützen diesen Prozess, indem sie die Atemmuskulatur stärken und die Atemgewohnheiten langfristig verbessern.


Vorbeugung einer chronischen Mundatmung

Um eine gesunde Nasenatmung zu fördern, gibt es mehrere wirksame Ansätze, die Sie einfach in Ihren Alltag integrieren können. Diese Maßnahmen verbessern nicht nur die Atmung, sondern tragen auch zu einer besseren allgemeinen Gesundheit bei.

  • Bewusste Nasenatmung: Achten Sie gezielt darauf, im Alltag durch die Nase zu atmen, besonders bei körperlicher Aktivität oder Stress.
  • Nasenduschen: Verwenden Sie regelmäßig Nasenduschen, um die Nasenwege zu reinigen und Blockaden durch Schleim oder Allergene zu vermeiden.
  • Atemübungen: Integrieren Sie Atemübungen wie die Buteyko-Methode in Ihren Alltag, um die Atemmuskulatur zu trainieren und die Nasenatmung zu fördern. Diese Übungen senken die Atemfrequenz und verbessern die Sauerstoffaufnahme, was zu einer effizienteren Atmung führt.
  • Korrekte Körperhaltung: Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung, sowohl im Sitzen als auch im Stehen. Eine gerade Haltung öffnet die Atemwege und erleichtert die Nasenatmung.
  • Schlafposition: Schlafen Sie bevorzugt auf der Seite, um die Nasenatmung zu fördern, da Rückenlage oft die Mundatmung begünstigt.
  • Stressbewältigung: Nutzen Sie Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemtechniken, um Stress zu reduzieren und eine ruhige, tiefe Nasenatmung zu unterstützen.

Behandlung von Zahnproblemen beim Zahnarzt

Wenn Mundatmung bereits zu Zahn- oder Kieferproblemen geführt hat, stehen beim Zahnarzt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um diese Schäden zu korrigieren und Ihre Mundgesundheit wiederherzustellen.

Häufig treten durch die Mundatmung Fehlstellungen der Zähne oder eine Verengung des Kiefers auf, die eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich machen. In solchen Fällen können Zahnspangen oder Schienen eingesetzt werden, um die Zähne zu richten und die Kieferstellung zu korrigieren.

Darüber hinaus kann es notwendig sein, Zahnfleischprobleme, die durch die trockene Mundschleimhaut und die vermehrte Ansiedlung von Bakterien entstanden sind, gezielt zu behandeln. Eine Professionelle Zahnreinigung hilft, bakterielle Beläge zu entfernen. Sollte bereits Karies entstanden sein, sorgen Zahnfüllungen oder andere restaurative Maßnahmen dafür, dass die betroffenen Zähne wieder in einen gesunden Zustand versetzt werden.

Neben der zahnmedizinischen Versorgung spielt auch die Behandlung der zugrunde liegenden Atemproblematik eine Rolle. Ihr Zahnarzt arbeitet häufig eng mit HNO-Ärzten oder Atemtherapeuten zusammen, um die Ursachen der Mundatmung zu beheben.