Bruxismus: Folgen von nächtlichem Zähneknirschen

Wer unter Stress steht, hat nachts sicherlich schon einmal mit den Zähnen geknirscht. Häufiges Knirschen kann aber auch schwerwiegende Folgen für die Zähne haben. Hier erfahren Sie, wie sich Bruxismus behandeln lässt.


Was ist Bruxismus?

Unter Bruxismus verstehen Zahnärzte das wiederholte, oft unbewusste Knirschen und Zusammenpressen der Zähne. Die unwillkürliche Kaumuskelaktivität kann auch eine Anspannung und Verschiebung des Unterkiefers mit sich bringen. Evolutionstechnisch ist das Knirschen eine menschliche Funktion für den Stressabbau. Kommt es jedoch sehr häufig vor, kann es unangenehme gesundheitliche Folgen für den Patienten haben. Zähneknirschen tritt meistens nachts als Schlafbruxismus auf. Es gibt jedoch auch das Zähneknirschen am Tag, dann ist von Wachbruxismus die Rede. Zähneknirschen als Folge von anderen Erkrankungen bezeichnen Zahnärzte als sekundären Bruxismus. Unbewusstes Zähneknirschen tritt vor allem im Alter von 30 bis 45 Jahren auf, kann jedoch auch schon in der Kindheit entstehen. Etwa jeder fünfte Mensch leidet laut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) an den Auswirkungen von Bruxismus.


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Welche Ursachen hat Bruxismus?

Die Ursachen für Zähneknirschen sind meistens vielfältig und nicht eindeutig feststellbar. Am häufigsten führen Stress und Anspannung dazu, dass Betroffene im wahrsten Sinne des Wortes beim Schlafen die Zähne zusammenbeißen. Das sind mögliche Ursachen:

  • emotionaler Stress, der während des Schlafens verarbeitet wird sowie Angstzustände
  • gestörte Kiefergelenkfunktion (Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD), fehlerhafte Zahnstellung oder Fehlbiss
  • Schlafstörungen
  • bestimmte Erkrankungen wie Schlafapnoe, Reflux oder Epilepsie
  • Konsum von Alkohol, Drogen, Nikotin oder Koffein
  • die Einnahme bestimmter Medikamente
  • genetische Faktoren

Welche Symptome können bei Zähneknirschen auftreten?

Vielen Betroffenen ist es gar nicht bewusst, dass sie nachts die Kaumuskulatur unbewusst anspannen und mit den Zähnen knirschen. Manchmal fällt dies erst dem Partner auf, wenn er sich durch die nächtlichen Knirschgeräusche gestört fühlt. Durch folgende Symptome macht sich Bruxismus bemerkbar:

  • Schmerzen im Kiefergelenk bzw. in der Kaumuskulatur
  • Schäden an der Zahnsubstanz und überempfindliche Zähne
  • verspannte Nackenmuskulatur, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen
  • Einschränkungen bei der Kieferöffnung
  • Auswirkungen auf den Zahnhalteapparat: Zähne wackeln oder Zahnfehlstellungen
  • Ohrenschmerzen, Tinnitus oder Schwindel
  • schlechter Schlaf
  • Bissspuren an der Wangenschleimhaut

Wie erfolgt die Diagnose beim Zahnarzt?

Ein Zahnarzt kann mithilfe einer genauen Untersuchung der Zähne feststellen, ob beim Patienten Bruxismus vorliegt. Sind Defekte an den Zähnen vorhanden wie Risse, Abplatzungen oder Schleifspuren und klagt der Patient zudem über Beschwerden wie eine eingeschränkte Kieferöffnung, sind das Indizien für Zähneknirschen. Eine frühzeitige Diagnose trägt dazu bei, weitere Schäden an den Zähnen und am Zahnfleisch zu vermeiden und Schmerzen zu lindern. Zudem nutzen Zahnärzte zur weiteren Diagnostik die Polysomnographie (PSG). Dabei erfolgt in einem Schlaflabor die Untersuchung der Schlafphasen, der Unterkieferbewegungen sowie des Zähneknirschens.


Welche Folgen hat Bruxismus?

Wenn Zähneknirschen gelegentlich auftritt, müssen es Patienten nicht zwangsläufig behandeln lassen. Kommt es aber dauerhaft zu einem Knirschen, das Beschwerden wie Verspannungen mit sich bringt, dann sollte eine Behandlung eingeleitet werden. Teilweise wirken beim nächtlichen Knirschen bis zu 480 Kilogramm auf einen Quadratzentimeter – das ist zehnmal mehr als bei einem normalen Kauvorgang. Dieser enorme Druck hinterlässt früher oder später Spuren an den Zähnen. Mögliche Folgen sind massive Schäden am Zahnschmelz, am Zahnfleisch oder sogar die Zerstörung der Zahnkrone. Zudem kann es zu Defekten an Zahnfüllungen, Zahnersatz oder Zahnimplantaten kommen. Im schlimmsten Fall droht Zahnverlust. Die Verspannungen der Kaumuskeln können zur Entstehung einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) führen. Diese Funktionsstörung des Kiefers kann Schmerzen im Kiefergelenk, Kopfschmerzen sowie Schmerzen im gesamten Körper mit sich bringen. 


Wie erfolgt die Behandlung bei Zähneknirschen?

Zunächst ist es notwendig, die Ursachen für den vorliegenden Bruxismus festzustellen. Die Zahnärzte beraten Patienten, wie sie auslösende Faktoren vermeiden können. Eine Behandlung ist vor allem dann erforderlich, wenn das Zähneknirschen Beschwerden und Schmerzen mit sich bringt. Zur Behandlung gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Aufbissschiene: Eine Knirscherschiene besteht aus Kunststoff, ist herausnehmbar und wird anhand des Gebissabdrucks individuell hergestellt. Patienten tragen die Aufbissschiene während der Nacht. Die Okklusionsschiene verhindert die übermäßige Abnutzung des Zahnschmelzes und entspannt die Kiefermuskulatur.
  • Psychotherapie: Da Zähneknirschen häufig eine Folge von emotionalem Stress ist, können eine psychologische Therapie sowie Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung und autogenes Training zur Unterstützung angewendet werden.
  • Medikamente: Bei akuten Schmerzen durch Zähneknirschen können Zahnärzte den Betroffenen Medikamente verschreiben, die die Symptome lindern und die Muskulatur entspannen. Diese sind allerdings nicht für eine längerfristige Therapie geeignet.
  • Botox: Eine weitere Möglichkeit ist Botox in die Kiefermuskeln zu injizieren, um diese vorübergehend abzuschwächen und den Druck auf die Zähne zu verringern. 
  • Korrektur von Schäden: Schäden, die durch Zähneknirschen an Zähnen oder Kiefer entstanden sind, lassen sich beim Zahnarzt beheben.

Wer übernimmt die Kosten für die Behandlung?

Die Kosten für die Therapie von Bruxismus richten sich nach den individuellen Gegebenheiten des Patienten. In der Regel übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine individuelle Aufbissschiene. Die Kosten für konfektionierte Knirscherschienen sowie für das Einspritzen von Botox müssen Patienten selbst tragen. Sollte aufgrund des Zähneknirschens Zahnersatz notwendig sein, bezahlt die gesetzliche Krankenversicherung den üblichen Festkostenzuschuss.

Patienten, die nachts mit den Zähnen knirschen, sollten in jedem Fall die Ursachen dafür abklären lassen. Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lassen sich schwerwiegende Schäden an Zähnen und Kiefer vermeiden.