Kieferorthopädie im Erwachsenen- und Kindesalter

Viele lernen den Kieferorthopäden schon als Kinder und Jugendliche kennen, wenn eine Zahnspange notwendig wird. Doch auch bei Erwachsenen kann der Besuch einer kieferorthopädischen Praxis notwendig werden. Im Beitrag erfahren Sie mehr über die Behandlungen.


Die Aufgaben der Kieferorthopädie

Die Kieferorthopädie (KFO) ist ein Teilgebiet der Zahnheilkunde. Der Kieferorthopäde beschäftigt sich mit der Zahnstellung, dem Kieferbiss und der Kiefergelenkfunktion seiner Patienten. Es handelt sich hierbei um Zahnärzte mit der Spezialisierung auf die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Zahnfehlstellungen des Gebisses. Die kieferorthopädische Therapie kann aus ästhetischer Sicht, aber auch aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen notwendig sein.


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Wofür steht der Begriff ganzheitliche Kieferorthopädie?

Arbeitet ein Kieferorthopäde mit ganzheitlichem Ansatz, werden Zähne und Kiefer nicht einzeln, sondern allumfassend mit den damit verbundenen Körperstrukturen betrachtet. Speziell im Bereich des Kiefers ist das Zusammenspiel bestimmter Bereiche des Bewegungsapparates und den damit verbundenen umliegenden muskulären Strukturen von Bedeutung. Auch wenn Sie unter Ohrenbeschwerden leiden, kann dies auf das Kiefergelenk zurückzuführen sein.

Ziel der ganzheitlichen Kieferorthopädie ist es, die Ursachen eines Kieferproblems zu therapieren und weniger die Symptome. Eine fachbereichsübergreifende Behandlung des Patienten kann erforderlich sein.


Zahn- und Kieferfehlstellungen

Fehlstellungen im Kieferbereich sind keine Seltenheit. Das Robert-Koch-Institut hat in der zweiten Folgeerhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2) die Inanspruchnahme kieferorthopädischer Behandlungen untersucht. Laut der Studie begeben sich 55 Prozent aller Mädchen im Alter von 13 Jahren und 50,8 Prozent aller Jungen im Alter von 14 Jahren in kieferorthopädische Behandlung.

Diagnose

Die Fehlstellung der Zähne wird in der Regel bereits im frühen Kindesalter von den Eltern oder dem Zahnarzt festgestellt. Es folgt die Überweisung und der Gang in die kieferorthopädische Praxis. Zur Diagnostik erstellt der Kieferorthopäde Zahnabdrücke und gegebenenfalls Röntgenaufnahmen des Kiefers. 

Beschwerden

Zahn- oder Kieferfehlstellungen können für den Betroffenen frei von Symptomen einhergehen. Häufig haben Patienten aber auch Beschwerden, welche sich unterschiedlich äußern:

  • Karies: zu eng stehende Zähne beeinträchtigen die Mundhygiene und begünstigen gleichzeitig den Kariesbefall.
  • Ästhetik: für viel Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind Fehlstellungen der Zähne eine psychische Belastung.
  • Sprachstörung: Ein weiteres Problem, welches ebenfalls häufig das Selbstbewusstsein des Betroffenen schwächt, ist ein durch Fehlstellung begünstigter Sprachfehler.
  • Schmerzen und weitere unangenehme Folgen: Fehlstellungen von Kiefer und Zähnen können zu Beschwerden beim Kauen, Trinken und selbst beim Atmen führen. Möglicherweise drücken die Zähne aneinander oder Beschädigen das Zahnfleisch und lösen dadurch Schmerzen aus.
  • Abnutzung: Fachlich korrekt spricht der Kieferorthopäde hier von einem Abrasionsgebiss. Dabei reiben die Zähne aufeinander, sodass immer mehr Zahnsubstanz verloren geht. Die Folgen einer solchen Abnutzung sind unterschiedlich, gehen aber häufig mit verkürzten Zähnen und Schmerzen einher.

Behandlungsspektrum Kieferorthopädie

Während bei Kindern und Jugendlichen der Kiefer noch weicher und formbarer ist, haben Erwachsene einen festen und widerstandsfähigen Kieferknochen. Diese unterschiedlichen anatomischen Voraussetzungen erfordern verschiedene Behandlungsmethoden.

Kieferorthopädie bei Kindern

In der Regel erfolgt die kieferorthopädische Behandlung im Alter von 12 bis 16 Jahren. Zur Therapie arbeitet der Kieferorthopäde mit einer herausnehmbaren oder festen Zahnspange. Häufig wird der Einsatz kombiniert. Etwa wenn nach der Behandlung mit der festsitzenden Variante das Tragen einer herausnehmbaren Zahnspange erforderlich ist, um zu verhindern, dass die Zähne wieder ihre ursprüngliche Position einnehmen. Der Kieferorthopäde entscheidet hier aber individuell nach der auftretenden Fehlstellung.

Kieferorthopädie im Erwachsenenalter

Im Erwachsenenalter kann der Gang zu einem Kieferorthopäden unterschiedliche Gründe haben. Wir haben einige zusammengetragen:

Korrektur von Fehlstellungen

Im Erwachsenenalter wird in den meisten Fällen eine kombinierte kieferorthopädisch-kieferchirurgische Korrektur der Zahnstellung durchgeführt. Dabei ist zunächst die Korrektur der Zähne mit einer festen Zahnspange für Erwachsene notwendig. Außerdem ist es erforderlich die Muskulatur auf die Anpassungen vorzubereiten. Das kann mit Hilfe einer Aufbissschiene oder durch physiotherapeutisches Training erfolgen. Anschließend ist der kieferchirurgische Eingriff durch einen Spezialisten in eine Klinik erforderlich. Alle Maßnahmen erstrecken sich häufig über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren – je nach Befund.

Schutz für Sportler

Individuell angefertigte Beißschienen entlasten die Kiefermuskulatur während starker sportlicher Anspannung. Auch zum Schutz vor Zahn- und Mundverletzung im Sport fertigt der Kieferorthopäde passgenaue Schienen an.

Scharchtherapie

Auch die Anfertigung individuelle Schnarchschienen – sogenannten Protrusionsschienen – ist Aufgabe des Kieferorthopäden. Meist arbeitet er dafür fachübergreifend mit einem HNO-Arzt zusammen. Die Schiene für die Schnarchbehandlung sorgt dafür, dass der Kiefer nachts sanft nach vorne verschoben und die Zunge verlagert wird. Der Rachenraum ist erweitert und leichtes bis mittleres Schnarchen wird eingedämmt.


Kostenübernahme Kieferorthopäde

Zahnfehlstellungen werden in fünf Kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG) unterteilt:

KIG 1: Leichte Zahnfehlstellung

KIG 2: Geringe Zahnfehlstellungen

KIG 3: Ausgeprägte Zahnfehlstellungen

KIG 4: Starke Fehlstellungen

KIG 5: Extreme Fehlstellungen

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben ab dem KIG 3 Anspruch auf eine zuzahlungsfreie Behandlung. Bei Erwachsenen wird die Behandlung meist zwar nicht von der Kasse übernommen, dafür können sie die Kieferorthopädischen Behandlungen aber als außergewöhnliche Belastung von der Steuer absetzen.

Ihr Kieferorthopäde berät Sie individuell zu den Kosten und Leistungen und behandeln Zahnfehlstellungen mit modernen und sanften Methoden. Zum Einsatz kommen innovative Technologien und Behandlungen auf hohem Niveau bei denen Schmerzen für Sie als Patienten keine oder kaum eine Rolle spielen.