Hypodontie: Wenn Zähne im Kiefer erblich bedingt fehlen

Ein vollständiges bleibendes Gebiss besteht beim Menschen aus 32 Zähnen. Sind einer oder mehrere Zähne bei einem Patienten nicht angelegt, bezeichnen Zahnärzte dies als Hypodontie. Wir klären über das seltene und meist angeborene Krankheitsbild und seine Behandlungsmöglichkeiten auf.


Was ist eine Hypodontie?

Bei einer Hypodontie fehlen einem Patienten Zähne durch Nichtanlage. Einer oder mehrere Zähne sind also im Kiefer nicht vorhanden und können entsprechend auch nicht in die Mundhöhle durchbrechen. Wenn bei einem Patienten ohne Berücksichtigung der Weisheitszähne mehr als fünf Zähne fehlen, sprechen Ärzte von einer Oligodontie. Das Fehlen aller Zähne wird als Anodontie bezeichnet. Die Lücke im Gebiss hat nicht nur optische, sondern je nach Lage der fehlenden Zähne auch medizinische Folgen.

Der frühzeitige Verlust von Zähnen durch Karies ist zwar auch eine Form der Zahnunterzahl, hier sprechen Mediziner aber eher von einer Gebiss-Reduktion.

Einer Hypodontie entgegensteht die Hyperdontie, bei der im Gebiss mehr Zähne als üblich angelegt sind. Auch sie kann für den Patienten zahnmedizinische Folgen haben.


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Arten und Ursachen einer Hypodontie

Unterschieden wird zwischen einer echten und einer unechten Hypodontie.

Die echte Hypodontie ist angeboren und in den meisten Fällen erblich bedingt. Sie ist selten und tritt oft gemeinsam mit anderen Anomalien und Erkrankungen infolge einer Entwicklungsstörung auf. Zu den häufigsten mit einer Hypodontie assoziierten Krankheiten gehören etwa das Downsyndrom, die hämolytische Anämie oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Die unechte Hypodontie tritt dagegen beispielsweise als Folge von traumatischen Ereignissen wie Unfällen auf. Auch Röntgen- und Radiumbestrahlungen sowie Knochenmarkentzündungen können sie auslösen. Ein häufiger Auslöser einer erworbenen Hypodontie bei Kindern ist ein Milchzahntrauma. Dieses kann den Zahnkeim des darunter angelegten bleibenden Zahnes so stark schädigen, dass dieser abstirbt. In der Zahnmedizin wird daneben noch eine dritte Form der Hypodontie beschrieben. Bei der Hypodontia spuria, auch Pseudoanodontie oder vorgetäuschte Hypodontie genannt, sind die Zähne zwar angelegt, brechen aber nicht durch.


Wie wird eine Hypodontie diagnostiziert?

Spätestens wenn alle bleibenden Zähne durchgebrochen sein müssten, wird das Fehlen einzelner Zähne sichtbar. Die ersten Anzeichen zeigen sich aber bereits deutlich früher. So kann ein bestehendes Milchzahngebiss ohne natürlichen Zahnwechsel ein Hinweis auf eine Hypodontie sein. Auch wenn die Zähne im kindlichen Gebiss in beiden Kieferhälften nicht in etwa zeitgleich, sondern versetzt ausfallen, sollte auf die Erkrankung untersucht werden.

Wenn es in der eigenen Verwandtschaft bereits Fälle von nichtangelegten Zähnen gab, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf eine eigene Betroffenheit sein. Denn die meist genetisch bedingte Krankheit wird autosomal-dominant vererbt. Das bedeutet, dass die Erkrankung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent an die eigenen Kinder weitergegeben wird.

Hat Ihr Zahnarzt den Verdacht einer Hypodontie bei Ihnen oder Ihrem Kind, wird er zunächst eine Röntgenübersichtsaufnahme des Gebisses anfertigen. Auf dieser kann der Arzt erkennen, ob und welche Zähne nicht angelegt sind. Je nach Art und Umfang der Fehlbildung und der Betroffenheit der anderen Zähne sind im Anschluss weitere Diagnosen möglich.


Behandlung und Kosten

Da die Nichtanlage von Zähnen an sich nicht behandelt werden kann, kommt nur eine Behandlung der Folgen in Betracht. Damit der Patient trotz Zahnunterzahl seinen Kiefer so normal wie möglich nutzen kann, greift die Zahnmedizin in den meisten Fällen auf eine prothetische Versorgung mit Zahnersatz zurück.

Im Rahmen einer prothetischen Behandlung werden mittels Zahnbrücken, Zahnprothesen oder Zahnimplantaten die Lücken der nicht angelegten Zähne geschlossen. Je nach Ausprägung können in manchen Fällen auch kieferorthopädische Maßnahmen wie eine Zahnspange helfen, die durch Anodontie fehlenden Zähne auszugleichen.

Ist eine angeborene Nichtanlage von Zähnen nachweislich der Grund für die Hypodontie, zahlen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen in der Regel alle Kosten der zahnärztlichen Behandlung. Dazu gehören sowohl die Vor- und Nachbehandlung als auch der Einsatz etwa von Implantaten.

Sie wünschen weitere Informationen zum Thema Nichtanlage von Zähnen und zu den Möglichkeiten des Zahnersatzes? Ihr Zahnarzt hilft Ihnen bei allen Fragen rund um das Thema Hypodontie weiter.