Eine Kiefernekrose erkennen und behandeln

Eine Kiefernekrose bezeichnet das Absterben des Kieferknochens und des ihn umgebenden Weichgewebes. Wir klären über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser schwerwiegenden Kiefererkrankung auf.


Was ist eine Kiefernekrose?

Eine Kiefernekrose, oder auch Osteonekrose, ist eine Erkrankung des Knochens. Von ihr sind im Kopf-Hals-Bereich die Knochen von Oberkiefer und Unterkiefer besonders häufig betroffenen. Bei erkrankten Patienten kommt es durch die Krankheit zum Verlust von Teilen des Kieferknochens. Ohne Behandlung kann der gesamte Knochenapparat des Kiefers absterben.

Ursächlich für das Absterben der Kieferknochen ist eine unzureichende Blutversorgung des Knochens. Diese führt zu einer Mangelversorgung mit Sauerstoff sowie Nähr- und Mineralstoffen. Der unterversorgte Knochen kann in der Folge seine Funktion nicht mehr aufrechterhalten und stirbt ab.


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Symptome der Kiefernekrose

Nekrosen zeigen zunächst keine typischen Entzündungsanzeichen wie Schmerzen, Eiter oder Schwellungen. Häufig verfärbt sich der betroffene Bereich. Dabei reicht die Farbpalette von Gelb über Braun bis hin zu Schwarz. Im Anfangsstadium kann es oftmals zu starken Gesichtsschmerzen kommen bis hin zur Trigeminus-Neuralgie, da eine Nekrose die Gesichtsnerven reizen kann. Oberflächliche und kleinflächige Nekrosen können bei Menschen mit funktionierendem Immunsystem problemlos vom Körper durch gesundes Gewebe ersetzt werden.

Ihr Zahnarzt erkennt eine solche krankhafte Verfärbung des Knochens nach Öffnung des Zahnfleisches meist schon von außen. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, liegen Teile des nekrotischen Knochens frei und sind nicht mehr von der Schleimhaut bedeckt. Die Nekrose ist dann auf den freiliegenden Knochen auf einen Blick sichtbar.

Auch Zahnlockerungen, der Austritt von Eiter aus dem Kiefer oder Kieferbrüche ohne erkennbare äußere Einwirkungen können auf eine Kiefernekrose hinweisen. Ist die Nekrose weit fortgeschritten, führt sie zu zahlreichen Beschwerden im Mund. Das Kauen und Schlucken fallen schwer, es kommt zu Mundgeruch (Foetor ex ore) und auch das Sprechen und Atmen ist deutlich eingeschränkt.


Was sind die Ursachen für eine Kiefernekrose?

Oft beginnt die Erkrankung mit einer Entzündung des Kiefers. Diese kann verschiedene Ursachen haben, darunter

  • eine schlechte Durchblutung,
  • impaktierte Fremdkörper,
  • Stress,
  • und eine schlechte Versorgung des Körpers mit Mineralstoffen und Vitaminen.

Auch durchbrechende Weisheitszähne und Zahnextraktionen führen häufig zu einer Entzündung des Kiefers.

Wie bei nahezu allen Erkrankungen im Mund verschärft eine schlechte Mundhygiene die bestehenden Probleme zusätzlich oder ist sogar mit an deren Entstehung beteiligt.

Auch eine Bestrahlung im Hals-Kiefer-Bereich etwa im Rahmen einer Krebstherapie kann eine Nekrose des Kieferknochens auslösen. Eine der heutzutage häufigsten Ursachen für eine Kiefernekrose ist zudem die Einnahme bestimmter Medikamente.


Medikamentenbedingte Kiefernekrose

Bei einer Medikamenten-assoziierten Kiefernekrose tritt der Abbau des Kieferknochens durch die Einnahme von Medikamenten als Nebenwirkung auf. Die Medikamente werden gegen andere Erkrankungen wie Osteoporose eingesetzt.

Am bedeutendsten ist hier die Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose. Bisphosphonate kommen insbesondere in der Orthopädie und in der Onkologie zum Einsatz. Grundsätzlich hemmen sie primär den Ab- und Umbau von Knochen. Das führt beispielsweise bei der Therapie von Osteoporose-Patienten zu deutlich weniger Komplikationen wie etwa Frakturen.

In der Krebstherapie werden Bisphosphonate bei Patienten mit Knochenmetastasen eingesetzt. Auch hier wird durch die Bisphosphonate das Risiko für Komplikationen im Knochenapparat wie Frakturen und Brüche sowie Schmerzen gesenkt. Dies führt bei den betroffenen Patienten zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität.

Als Nebenwirkung können Bisphosphonate während der Therapie jedoch eine Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose auslösen.
Die erst recht frisch für die Krebstherapie zugelassenen Antikörper Denosumab und Bevacizumab können während der Therapie ebenfalls zu einer Kiefernekrose führen.


Wie wird eine Kiefernekrose behandelt?

Bei der Wahl einer geeigneten Behandlung der Kiefernekrose kommt es auf den Patienten und dessen individuelle Voraussetzungen an. Der behandelnde Zahnarzt oder Gesichtschirurg wird zunächst den Schweregrad der Nekrose feststellen. Je nach Fall wird er zudem abfragen, ob Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab eine Rolle spielen könnten.

In seltenen Fällen kann eine Kiefernekrose mit einer konservativen Therapie und ohne chirurgischen Eingriff behandelt werden. In den überwiegenden Fällen ist jedoch eine Operation unumgänglich. Diese findet häufig in Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie statt.

Dem Patienten wird unter Vollnarkose das entsprechende Sequester (abgestorbenes Knochenstück) entfernt. Auch scharfe Knochenkanten werden abgetragen. Anschließend wird das Weichgewebe innerhalb der Mundhöhle verschlossen. Dieser Prozess ist sehr komplex und anspruchsvoll, weshalb die plastische Gesichtschirurgie hierfür die richtige Anlaufstelle ist.

Nach der Operation erfolgt eine Antibiotika-Therapie, um weiteren Entzündungen vorzubeugen sowie eine engmaschige Nachkontrolle des behandelten Patienten durch den Kieferchirurgen.


Kann der Erkrankung vorgebeugt werden?

Bei der Vorbeugung muss zwischen Patienten mit medikamentenbedingter Kiefernekrose und Patienten mit einer Nekrose aufgrund anderer Ursachen unterschieden werden.

Grundsätzlich kann einer Kiefernekrose, die unabhängig von der Einnahme von Medikamenten entsteht, durch eine gute Mundhygiene vorgebeugt werden. Dies gilt vor allem während oben genannter Risikofaktoren wie etwa Wurzelbehandlungen oder dem Durchbrechen von Weisheitszähnen.

Eine regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt hilft zudem, beginnende Probleme schnell zu erkennen und zu behandeln. So lässt sich beispielsweise eine Parodontitis gut behandeln und führt dann auch nicht zu einer Nekrose des Kieferknochens.


Vorbeugung unter antiresorptiver Therapie

Bei Patienten, die durch antiresorptive Medikamente wie Bisphosphonate eine Kiefernekrose erleiden, muss klar sein, dass der Nutzen des Bisphosphonates zur begleitenden Behandlung von Krebs und Osteoporose das Risiko für eine Nekrose klar überwiegt.

Aber auch in diesen Fällen lässt sich in gewissem Rahmen einer Nekrose vorbeugen. Wenn vor Beginn einer Bisphosphonat-Therapie Entzündungen im Mund wie etwa eine Parodontitis behandelt werden, sinkt beispielsweise im Anschluss das Risiko für eine Nekrose des Kieferknochens. Auch das Ausschalten anderer Risikofaktoren wie Rauchen oder einer schlechten Mundhygiene trägt zu einem gewissen Schutz vor nekrotischen Veränderungen bei.

Steht bei Tumorpatienten eine Zahnbehandlung an, sollten die Bisphosphonate vor der Behandlung beim Zahnarzt vorübergehend abgesetzt werden. Für Osteoporosepatienten wird dieses Vorgehen nach aktuellem Stand dagegen nicht als notwendig angesehen.

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