Richtig Zähneputzen – so wichtig sind Putztechnik, die passende Zahnbürste und das Timing
Regelmäßiges Zähneputzen sollte zu Ihrer täglichen Routine gehören. Doch haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob Sie auch die richtige Zahnputztechnik anwenden? In diesem Beitrag erhalten Sie wertvolle Ratschläge unserer Zahnärzte rund um das Thema Zähne putzen.
Darum ist das richtige Putzen Ihrer Zähne so wichtig
Das Zähneputzen ist die einfachste Art, Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch vor Erkrankungen wie Karies, Zahnfleischentzündung oder Parodontitis zu schützen. Bereits als Kind werden wir von unseren Eltern aufgeklärt, wie wichtig Zähne putzen ist. Auf eine spezielle Technik wird dabei jedoch selten Wert gelegt. Zudem schleichen sich im Laufe der Jahre unterschiedliche Gewohnheiten ein, die den Zähnen unter Umständen sogar schaden. In unseren Zahnarztpraxen behandeln wir nicht nur erkrankte Zähne, welche zu wenig gepflegt wurden. Auch Putzdefekte geben inzwischen Anlass zur Therapie.
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Was sind Putzdefekte?
Die häufigsten Putzdefekte finden Zahnärzte im Bereich des Zahnfleischrandes vor. Sie entstehen durch zu starkes Schrubben auf den Zähnen. Hoher Druck und zu intensive Reibung mit der Zahnbürste sorgen dafür, dass der Zahnschmelz abgebaut und das Zahnfleisch verletzt bzw. abgetragen wird. Auch der Kieferknochen kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Ergebnis sind freiliegende Zahnhälse. Die Außenseite der oberen Eckzähne ist besonders prädestiniert für Putzdefekte. Zum einen sind die Eckzähne in der Regel etwas erhabener im Vergleich zur übrigen Zahnreihe. Zum anderen ist dieser Bereich leicht zu erreichen und wird dadurch bei zu intensivem Druck am stärksten geschädigt.
Mit der richtigen Zahnbürste beginnt die gründliche Reinigung der Zähne
Zugegeben: Die große Anzahl verschiedener Zahnbürsten ist für Verbraucher oft verwirrend. Grundsätzlich können Sie mit der Handzahnbürste ebenso effektiv putzen wie mit einer elektrischen Zahnbürste. Allerdings ist die elektrische Zahnbürste einfacher in der Handhabung.
Damit Sie eine Orientierung haben, auf was Sie beim Kauf Ihrer nächsten Zahnbürste achten sollten, geben wir Ihnen folgende grundlegende Hinweise:
- Achten Sie auf die Größe des Bürstenkopfes: Tendenziell ist ein kleinerer Bürstenkopf zu empfehlen, da dieser auch an schwer erreichbare Bereiche gelangt. Ein großer Bürstenkopf verleitet während des Putzens oft zu dem besagten großflächigen Schrubben, welches zu Putzdefekten an Zähnen und Zahnfleisch führen kann.
- Lieber zu weich als zu hart: Zahnbürsten mit harten Borsten sorgen für einen besseren Reinigungseffekt. Allerdings kommt es auch schneller zur Verletzung des Zahnfleisches. Menschen, bei denen bereits Putzdefekte vorhanden sind, aber auch Personen mit leicht verletzlichem oder schmerzempfindlichem Zahnfleisch greifen besser zu einer Zahnbürste mit weichen oder mittleren Borsten.
Sie sind unsicher, welche Variante für Ihren individuellen Fall die richtige ist? Ihr Zahnarzt berät Sie gern. - Abgerundete Borsten: Neben dem Härtegrad können auch die Borstenenden einen erheblichen Unterschied während des täglichen Zähneputzens ausmachen. Abgerundete Borsten sind sanfter zum Zahnfleisch und schonender für den Zahnschmelz.
Wann ist es Zeit für eine neue Zahnbürste?
Grundsätzlich ist es ausreichend, wenn Sie Ihre Handzahnbürste oder den Bürstenkopf Ihrer elektrischen Zahnbürste alle drei Monate wechseln. Bei den folgenden Faktoren sollte der Wechsel jedoch schon eher erfolgen:
Nach Infektionen
Haben Sie eine Erkältung oder Grippe auskuriert, ist es an der Zeit, die Zahnbürste auszutauschen. So vermeiden Sie, dass Sie Ihren Körper unnötig länger verschiedenen Viren und Bakterien aussetzen, welche sich während der Erkrankung über Ihren Mundraum auf die Zahnbürste übertragen haben.
Ausgefranste Borsten
Stehen die äußeren Borsten Ihrer Zahnbürste bereits nach links und rechts ab, haben Sie diese entweder schon lange im Gebrauch oder Sie üben während des Zähneputzens zu starkem Druck aus. In jedem Fall sollten Sie eine Zahnbürste mit ausgefransten Borsten austauschen. Anderenfalls besteht das Risiko, dass Sie Ihr Zahnfleisch während des Putzvorgangs mir den überstehenden Borsten reizen, da Sie nicht mehr gezielt auf Ihren Zähnen putzen.
So finden Sie die geeignete Zahnpasta für sich
Bereits Milchzähne sollten mit einer Kinderzahnpasta geputzt werden. Allerdings empfehlen wir Eltern, die ersten Zähne Ihrer Babys mit einer Zahnpasta ohne Fluorid zu putzen. Zwischen zwei und sechs Jahren raten wir zu einer Kinderzahncreme mit einem Fluoridgehalt von etwa 500 bis 1.000 ppm. Sobald der Zahnwechsel die ersten bleibenden Zähne hervorbringt, sollten diese mit einer Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von mindestens 1.000 ppm geputzt werden. Für Erwachsene ist eine Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von etwa 1.500 ppm sinnvoll, um den Zahnschmelz während des Zähneputzens zu stärken. Für die Verwendung spezieller Zahnpasta bei Parodontitis oder schmerzempfindlichen Zähnen lassen Sie sich für Ihren individuellen Fall von Ihrem Zahnarzt beraten. Dieser kann Ihnen Auskunft über wichtige Inhaltsstoffe geben und Ihnen eventuell mit einem medizinischen Produkt weiterhelfen.
So oft und so lange sollten Sie Zähne putzen
Optimalerweise putzen Sie Ihre Zähne nach jedem Essen für mindestens zwei, im besten Fall aber drei Minuten. Zwischen der Mahlzeit und der Zahnreinigung sollten etwa 30 Minuten liegen. Da dies im Alltag vieler Patienten nur schwer umsetzbar ist, empfehlen wir Ihnen, Ihre Zähne mindestens zweimal täglich, morgens und abends, zu putzen. Nehmen Sie sich dafür drei Minuten Zeit. Achten Sie darauf, nicht direkt nach einer Mahlzeit zur Zahnbürste zu greifen. Speziell nach dem Verzehr säurehaltiger Lebensmittel kann das Zähneputzen eher schaden als nutzen. Säuren lösen wichtige Mineralien im Zahnschmelz und weichen diesen sozusagen an. Daher kann der Zahnschmelz durch das Putzen angegriffen werden.
Zahnpflegekaugummis nach dem Essen
Wenn Sie nach dem Mittagessen oder einem Snack zwischendurch keine Möglichkeit haben, Ihre Zähne mit einer Zahnbürste zu putzen, ist ein Zahnpflegekaugummi eine gute Lösung für zwischendurch. Zwar stellt der Zahnpflegekaugummi keine echte Alternative zum Zähneputzen dar, allerdings gibt es ein paar nennenswerte Vorteile für die Verwendung:
- Die Speichelproduktion wird angeregt. Der Speichel hat eine hohe Schutzfunktion für unsere Zähne und unser Zahnfleisch, denn er neutralisiert auf den Zähnen befindliche Säuren und sorgt letztendlich für eine Remineralisierung der Zähne.
- Zahnpflegekaugummis enthalten basische Stoffe, welche für die Senkung des pH-Wertes im Mund verantwortlich sind und Säuren neutralisieren.
Einer dieser basischen Wirkstoffe ist Xylit. Es ist auch Inhaltstoff vieler Zahncremes und wirkt nachweislich gegen Plaque und Karies.
Systematisch Zähneputzen – alle Zahnputztechniken im Überblick
Von der KAI-Methode bis zur Bass-Technik: Mit den folgenden Techniken putzen Sie oder Ihr Kind die Zähne effektiv.
Kinderleicht Zähne putzen mit der KAI-Methode
Die bekannteste Technik für eine systematische Zahnreinigung ist die KAI-Methode, welche bereits Kindern gern vermittelt wird. Mit der KAI-Technik sorgen Sie dafür, dass kein Zahn ausgelassen wird und alle Seiten berücksichtigt werden. Das KAI-System funktioniert wie folgt:
„K“ wie Kauflächen – zuerst werden alle Kauflächen geputzt. Das heißt, Sie bürsten die Backenzähne links und rechts sowie oben und unten.
„A“ wie Außenflächen – im nächsten Schritt putzen Sie die Außenseiten der Zähne in kreisenden Bewegungen – am besten von hinten nach vorne.
„I“ wie Innenflächen – zuletzt werden die Innenseiten der Zähne berücksichtigt. Dafür putzen Sie vom Zahnfleisch bis zur Zahnspitze mit der Zahnbürste.
Bass-Methode
Die Bassmethode (auch Stillmann-Technik genannt) empfehlen wir allen Erwachsenen, die eine Handzahnbürste zum Zähneputzen benutzen. Dabei führen Sie auf den Außenflächen der Zähne unter leichtem Druck kreisende sowie rüttelnde Bewegungen durch. Bei der modifizierten Bassmethode wird der Zahnbelag im Anschluss durch kurze Wischbewegungen vom Zahnfleisch zur Zahnspitze (rot nach weiß) „gekehrt“. Setzen Sie die Zahnbürste dafür leicht schrägt – etwa im 45 Grad Winkel – am Zahnfleischrand an. Die Kauflächen reinigen Sie durch Vor- und Zurückbewegungen. Für die Innenflächen stellen Sie die Zahnbürste senkrecht auf und putzen vom Zahnfleisch zur Zahnspitze (rot nach weiß), ohne auf den Winkel zu achten. Positiver Nebeneffekt ist eine sanfte Massage des Zahnfleisches.
So testen Sie, ob Sie richtig putzen
Die ungeschönte Wahrheit über den Erfolg der eigenen Putzroutine bringen sogenannten Plaque-Färbetabletten ans Licht. Diese erhalten Sie für sich oder Ihr Kind in der Drogerie oder Apotheke. Dabei handelt es sich um eine blaue Flüssigkeit, welche Beläge auf den Zähnen sichtbar werden lässt. Das gründliche Zähneputzen beseitigt die Verfärbung. Sind noch blaue Stellen sichtbar, wird deutlich, an welchen Stellen die Putztechnik optimiert werden muss.
Für Kinder ist der Färbetest meist ein interessantes Experiment und ein großer Spaß. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für die eigene Mundhygiene verbessert. Empfohlen sind Plaque-Tests ab sechs Jahren.
Bei dem Plaque-Färbetest Ihres Zahnarztes handelt es sich übrigens um einen speziellen Test. Dieser zeigt neben Putzdefiziten auch die Bakterienzahl (Keimtest) im Mund an.
Die Professionelle Zahnreinigung
Zweimal im Jahr empfehlen wir Ihnen, eine Professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen. Dabei werden zum einen Zähne und Zahnzwischenräume gründlich von Plaque befreit, zum anderen erhalten Sie auch wertvolle Tipps für die häusliche Mundhygiene. Das Prophylaxe-Personal informiert Sie über Putztechniken sowie die ergänzende Zahnpflege mit Mundspülung, Zahnseide und Interdentalbürsten. Auch Fragen zur Wahl der richtigen Zahnbürste oder Fluorid-Zahnpasta können in diesem Rahmen geklärt werden.
Gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch tragen maßgeblich zu Ihrem Wohlbefinden bei. Mit unseren Hinweisen können Sie bereits durch das tägliche Zähneputzen eine Menge dafür tun.